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Teure Herzen

von Reiner

Zum Abschluss eines Spaziergangs durch Marciana Marina sollte es für meine Frau und mich noch ein gemütlich genossener Cappuccino sein, der den Nachmittag abrunden sollte.
Da die Bars an der Piazza Santa Chiara geschlossen waren, nur dort hätten wir um diese Zeit noch direkte Sonne genießen können, besuchten wir ausnahmsweise eine an der Promenade im Schatten liegende Bar.
Der einladende Eindruck ließ uns verwundern hier noch nicht eingekehrt zu sein. Gemütliche Sessel aus Rattan und der wunderbare Blick auf das Meer und den Hafen.

”Due Cappuccini per favore!” Die Kellnerin nahm die Bestellung freundlich auf und brachte uns einige Zeit später das Gewünschte.

Die Verzierung auf dem Milchschaum sehend, schauten wir uns gegenseitig an und überlegten, ob wir nach mittlerweile dreißig Ehejahren doch noch so einen verliebten Eindruck machten, der zur Herstellung dieses Kunstwerkes Anlass bot.
Es handelte sich um ein liebevoll gestaltete Herzen aus Kakaopulver. Eine nette Idee und mal etwas anderes.

Jeder Tisch um uns herum war besucht, offensichtlich Bustouristen aus Deutschland wie man den Erzählungen entnehmen konnte.

Plötzlich erwähnte meine Frau, dass die Herzen auf dem Cappuccino wohl teuer bezahlt werden müssten, wobei sie auf den rosa Zettel deutete, der mitten auf dem Tisch lag. Ich erkannte, dass die zwei Tassen 6,00 Euro (!) kosten sollten. Das wären ja die bislang teuersten, die wir jemals getrunken haben.
Das kann aber nicht sein, bezweifelte ich sogleich meinen Gedanken. In mir reifte schon der Plan, der Aufklärung schaffen sollte. Währenddessen beobachteten wir gemütlich das Treiben an Strand und Hafen und um uns herum.

Die Busgäste wollten offensichtlich zahlen, was nun meine Aufmerksamkeit, des folgenden Ablaufs wegen, erhöhte.
Am Nachbartisch hatte man offenbar schon alle Zahlen auf den rosa Zetteln aufaddiert und hielt das Geld bereit. Die Bedienung rechnete kurz noch einmal nach, nahm die Zettel und das Geld. Mit einem kurzen ”is o.k.” verdeutlichten die Gäste, dass der Rest ein Trinkgeld sei und verabschiedeten sich.

Nun wollten auch wir bezahlen. Ich bin zwar auch kein ”Heiliger”, der immer und überall ‘il Conto’ verlangt, ganz gegen meine eigenen Ratschläge, aber hier musste es nun sein! Zumal wollte ich ja einen Beweis für einen 3-Euro-Cappuccino für meine Elba-Site bekommen.

Also ”il Conto per favore”. Die Bedienung kam, drehte den rosa Zettel in meine Richtung, öffnete ihre Börse und wartete wortlos. Ich verdeutlichte nochmals, dass ich gern ‘il conto’ haben möchte und sie fragte mich daraufhin ungläubig, ob ich tatsächlich für die zwei Cappuccini ‘il conto’ bräuchte, was ich wiederum bejahte. Sie nahm sichtlich verunsichert den rosa Zettel, auf dem die 6,00 vermerkt war mit.
Il Conto wurde uns wiederum wortlos vorlegt. Wir bezahlten den angegebenen Betrag, ohne Trinkgeld, dieses Mal. Es waren nämlich 3,80 Euro statt 6 Euro.

Eine Erklärung, was es mit dem rosa Zettel auf sich hatte, bekamen wir leider nicht, lediglich ein Schulterzucken.
Aber ich denke der Trick war durchschaubar. Es standen ja nur Zahlen auf dem Zettel und es wurde auch offensichtlich bewusst vermieden, dieses als den zu bezahlenden Eurobetrag zu artikulieren. Im Falle einer offiziellen Kontrolle hilfreich. Wenn der Gast das als solches missversteht........

Es hat ja auch funktioniert – aber halt nicht bei allen.

Mit den Herzen war das ja eine schöne Idee und alles in allem war es ja recht amüsant. Aber am Saisonende kann man ruhig einmal aufpassenclose_grey
Nun ahnte ich, was es mit dem handgeschriebenen Zetteln auf sich hatte.